Hören wir von Playmobil®, denken die meisten von uns zuerst an Spielzeug für Kinder – definitiv nicht an ein Werkzeug, das in Workshops für strategische Optimierungen eingesetzt wird. Aber wie so oft haben Kinder uns Erwachsenen auch hier etwas voraus: Ohne es zu wissen, erschaffen sie mit Playmobil® in ihrer eigenen Fantasiewelt interaktiv Rollen, Beziehungen und Situationen. Wie soll jetzt aber Kinderspielzeug dabei helfen, Rollen und Verantwortlichkeiten in Crews zu klären und Prozesse zu optimieren? Ganz einfach: genauso spielerisch und interaktiv wie im Kinderzimmer – nur mit beruflichem Hintergrund. Wenn Du dich jetzt fragst: „Franziska, bist Du dir sicher, dass wir immer noch von methodischer Facilitation sprechen und nicht von einer Fantasie nach einem etwas zu langen und sonnigen Tag auf See?“, bist Du in diesem Artikel genau richtig. Du erfährst, wieso Playmobil® Pro im Workshop funktioniert und welche Zielhäfen Crews damit erreichen können.
Spielerisch zum Zielhafen: So funktioniert Playmobil® Pro
Bei Playmobil® Pro handelt es sich um ein Werkzeug, das Facilitator*innen einsetzen können, um Rollen, Abhängigkeiten und Verantwortungen interaktiv zu visualisieren. Anhand dessen können Prozesse und Abhängigkeiten auf der Beziehungsebene spielerisch dargestellt und optimiert werden. Was im ersten Moment abstrakt klingt, wird schnell deutlich, wenn wir uns ein konkretes Szenario vorstellen: Du möchtest mit deinem Team die internen Prozesse für die Zusammenarbeit in Projekten optimieren. Eure Aufgabe ist also zunächst, die Ist-Situation darzustellen. Daraufhin definiert ihr Probleme und optimiert eure Vorgehensweise. Was glaubst Du: Lässt sich das unkompliziert auf Post-Its® oder einer Flipchart darstellen, sodass jede*r dasselbe Verständnis hat? Vermutlich nicht.
Und an genau dieser Stelle setzt Playmobil® Pro an: Statt bestehende Prozesse, Rollen und Abhängigkeiten aus dem Stegreif heraus auf Post-Its® zu übertragen und in der Theorie zu diskutieren, visualisiert ihr eure Rollen mit Playmobilfiguren und spielt die betreffenden Prozesse durch. So kommt ihr nah an euren tatsächlichen Arbeitsalltag heran und könnt in einer sicheren Umgebung reflektieren und diskutieren, ohne dass ein reelles Projekt betroffen ist und direkte Konsequenzen drohen.
Es benötigt 400 Wiederholungen, um neue Verbindungen im Gehirn zu erzeugen. Außer es passiert im Spiel, dann benötigen wir nur 10 bis 20 Wiederholungen.
Dr. Karyn Purvis
Die Ziele eines Playmobil® Pro Workshops können dabei ganz unterschiedlich aussehen:
- Rollenverständnis und Beziehungen (weiter-)entwickeln
- Interne Prozesse reflektieren und optimieren
- Neue Geschäftsmodelle entwickeln
- Zusammenarbeit mit Kund*innen verbessern
Letztendlich können wir Playmobil® Pro immer dann einsetzen, wenn Interaktionen visualisiert, Rollen und Abhängigkeiten definiert und reflektiert werden sollen. Also immer dann, wenn wir uns auf der interaktiven Beziehungsebene befinden.
Ist Playmobil® Pro nicht dasselbe wie Lego® Serious Play®?
Auch wenn es sich bei beiden um spielerische Ansätze handelt, die wir vermuten, aus unserer Kindheit zu kennen: Nein. Es ist nicht dasselbe.
Playmobil® Pro und auch Lego® Serious Play® haben in den letzten Monaten einen echten Hype erlebt. Immer wieder kommen Fragen auf, wie: „Ist das nicht das gleiche?“ „Kannst Du auch einen Lego® Workshop für uns designen?“ Ja, können wir! Und so schön die Anerkennung spielerischer Workshop Methoden ist: Es gibt wichtige Unterschiede zwischen Lego® Serious Play® und Playmobil® Pro.
Während es sich bei Lego® Serious Play® um eine Methode handelt, mit der Crews beispielsweise eine gemeinsame zukünftige Realität auf Basis ihres kollektiven Verständnisses gestalten können, ist Playmobil® Pro ein Werkzeug. Vielleicht rollst Du jetzt mit den Augen über diese Wortklauberei – für Facilitator*innen gibt es hier jedoch einen wichtigen Unterschied. Lego® Serious Play® basiert auf einem strategischen Konzept für verschiedene Workshop Designs – es gibt also bereits eine grobe Segelroute, an der wir uns orientieren können. Daher lässt es sich als Methode definieren – ohne das strategische Konzept spielen wir tatsächlich einfach mit Lego®Steinen. Bei Playmobil® Pro gibt es diese Route nicht. Das bedeutet einerseits, das Facilitator*innen mehr Erfahrung benötigen, um einen wirkungsvollen Workshop zu designen. Andererseits gibt uns das aber auch mehr Freiheit im Einsatz – und die Definition zum Werkzeug.
Bei der Wahl der passenden Methode oder des passenden Werkzeugs kommt es letztendlich immer auf die Aufgabenstellung im Rahmen des gegebenen Settings an. Möchten wir ein gemeinsames Verständnis abstrakterer Situationen entwickeln, um zum Beispiel eine gemeinsame Crew Vision zu entwickeln, als Antwort auf die Frage: “Wohin möchten wir segeln?”, können wir dafür Lego® Serious Play® einsetzen. Möchten wir hingegen spielerisch Abhängigkeiten und Rollen erarbeiten und Prozesse visualisieren, kommt Playmobil® Pro zum Einsatz. Durch das Nachstellen von Alltagssituationen und Erzählen von konkreten Geschichten wird die Thematik hier viel stärker in der Realität verankert, während es bei LEGO® Serious Play® viel mehr ins Abstrakte geht.
Playmobil® Pro auf hoher See: ein Anwendungsbeispiel
Theoretische Definitionen sind schön und hilfreich – klare Sicht erhalten wir jedoch immer durch Beispiele.
Das Ziel unseres Workshops ist die Erarbeitung der Rollenbilder der Crew auf Basis eines neuen Zukunftsbilds im Unternehmen. Ganz konkret sucht die Crew sich dafür zu Beginn verschiedene Szenarien in der täglichen Zusammenarbeit aus, die reflektiert werden sollen. Das kann zum Beispiel ein Onboarding Prozess sein, die Anfragenbearbeitung oder ein Kick-off Meeting für ein neues Projekt. Alles ist möglich!
Dabei kannst Du dir die interaktive Zusammenarbeit im Team als Theaterstück vorstellen. Jede Crew hat mehrere Stücke, die aufgeführt werden, beispielsweise den Hiring Prozess: Dieses Stück besteht aus mehreren Akten. Im ersten Akt wird der Bedarf erkannt, bis im letzten Akt das Talent den Vertrag unterschrieben hat, sodass die Stelle besetzt ist. Jeder Akt besteht wiederum aus mehreren Szenen. Einige von ihnen finden auf der Bühne statt – der direkte Kontakt mit dem Talent – einige aber auch hinter der Bühne – die internen Prozesse. All das kann erspielt werden. Der grobe Fahrplan für einen Workshop kann dann beispielsweise so aussehen:
- Die heutige Rolle in der Crew: Um eine visuelle Repräsentation der Crew zu erhalten, bauen alle Teilnehmerinnen ihren eigenen Charakter und den der Stakeholderinnen. Dieser Charakter beschreibt, welche Rollen und Aufgaben jedes Crewmitglied aktuell übernimmt, welche Stärken und Kompetenzen er oder sie mitbringt. Diese Rollen dürfen in der Runde kurz vorgestellt werden. Hier handelt es sich um einen der wichtigsten Kernaspekte von Playmobil® Pro: Die Akteur*innen stehen klar im Fokus, ihre Rollen und Kompetenzen bilden die Basis für erfolgreiche Prozesse.
- Den Ist-Zustand erspielen: Ziel unserer gemeinsamen Reise ist es, Prozesse und Abhängigkeiten zu optimieren. Um schlussendlich gemeinsam die Segel setzen zu können, sollte jedes Crewmitglied jedoch erst einmal den Ist-Stand kennen. Ganz konkret bedeutet das: 3 bis 4 Crewmitglieder spielen die gewählten Akte und Szenen mit Hilfe der involvierten Akteure nach. Wichtig ist dabei vor allem die Platzierung: Der relevanteste Charakter wird in der Mitte platziert, die weiteren platzieren sich entsprechend ihrer Nähe und Involvierung im Prozess. Die restlichen Teilgeberinnen beobachten und machen sich Notizen zu den Rollen und ihren Beziehungen. Im Anschluss wird reflektiert: Die Spielerinnen sprechen darüber, wie sie ihre Rollen erlebt haben, die Beobachter*innen teilen ihre Notizen zu Abhängigkeiten und Erwartungen. Die zentrale Frage dabei ist: Was ist uns aufgefallen? Wo gibt es Lücken und Optimierungspotenziale?
- Den Idealzustand erspielen: Die Crew hat gemeinsam die bestehenden Rollen, Abhängigkeiten und Beziehungen im Prozess erarbeitet, ebenso wie mögliche Optimierungen und konkrete Handlungsmaßnahmen. Diese gilt es jetzt zu visualisieren. Im Fokus steht also der Idealzustand. Die Teilgeberinnen spielen dieselbe Szene wie zuvor, allerdings im Idealzustand. Vielleicht ändern sich die Positionen der Charaktere, vielleicht ändern sich sogar einzelne Charaktere oder externe Stakeholderinnen wie Kund*innen oder Talente. In einer finalen Reflexion werden alle Erkenntnisse gesammelt und weitere Handlungsmaßnahmen definiert. Ziel ist es, am Ende eine gemeinsame Roadmap zu erarbeiten, die als Route zum gemeinsamen Zielhafen dient.
Du bist noch skeptisch? Keine Sorge – das sind viele Workshop Teilgeber*innen. Oft erreicht uns aber im Nachgang solches Feedback:
Übrigens: Playmobil® Pro kann nicht nur im Workshop Design, sondern auch im Coaching Anwendung finden. Statt berufliche Situationen und Rollen kannst Du auch private Beziehungen visualisieren. Das hilft dabei, einen Perspektivwechsel zu schaffen oder in der Vogelperspektive auf verzwickte Privatsituationen zu schauen.
Fazit: Spielerische Realität gibt frischen Wind in den Segeln
Playmobil® Pro gibt uns die spielerische Freiheit und Unbeschwertheit aus der Kindheit. Es ermöglicht Crews, die Rollen und Beziehungen aller Crewmitglieder visuell darzustellen, sie spielerisch zu verändern und gleichzeitig konkrete Szenarien aus dem Arbeitsalltag durchzuspielen und damit zu visualisieren. Das kann wiederum dabei helfen, Nebel auf dem Weg zum Zielhafen zu lichten, die Crew erfolgreich neu aufzustellen und so gemeinsam die Segel zu setzen – und das ganz ohne endlose kopflastige Diskussionen, sondern mit viel Spaß und Erkenntnissen zum anfassen. Also: Diskutierst Du noch – oder spielst Du schon?