Die 3D Welten Methode: So wird Komplexität spielerisch greifbar

Wieso steht bei uns Facilitator*innen eigentlich ständig das Spielen im Mittelpunkt? Warum facilitieren wir keine seriösen Workshops, in denen durch sachliche Diskussion Ergebnisse erarbeitet werden? Ganz einfach – weil spielerische Ansätze nicht nur Spaß machen, sondern auch funktionieren. Statt festgefahrener Diskussionen ermöglichen sie mit effektiver Facilitation Perspektivwechsel sowie tiefes Verständnis komplexer Inhalte – und das sogar, während die Teilgeber*innen Spaß haben. Genau das ermöglicht auch die Methode, die wir uns heute genauer anschauen möchten: Was es mit der 3D Welten Methode von Janek Paneitz auf sich hat und wie sie Crews dabei unterstützt, ihren gemeinsamen Weg zum Zielhafen zu finden, erfahrt ihr in diesem Artikel.

Worum geht’s bei der 3D Welten Methode?

Die 3D Welten Methode begleitet Crews auf ihrer Segelroute zum gemeinsam definierten Ziel. Mit ihr können Crews auf spielerische Weise komplexe Zusammenhänge in einem gemeinsamen Bild darstellen. Sie beantwortet Fragen wie:

  • Was tun wir, um ans Ziel zukommen?
  • Welche Aspekte stehen dabei im Mittelpunkt?
  • Wie sehen andere Perspektiven in diesem Zusammenhang aus?

Durch den Einsatz der Methode geben Crews ihren gemeinsam erstellten Inhalten eine Struktur und können so komplexe Themen spielerisch greifbar machen. Wie das funktioniert? Mit Hilfe wiederverwendbarer Sechsecke, auf denen Inhalte zu einer zuvor definierten Leitfrage gesammelt und geclustert werden und die im Anschluss durch den Einsatz von Höhenprofilen priorisiert werden. So erfüllt die Methode spielerisch vielfältige Aufgaben:

  • Die Crewmitglieder*innen erarbeiten die wichtigsten Faktoren zum Erreichen ihres Zielhafens, während sie sich auf das Wesentliche fokussieren.
  • Am Ende des Workshops steht eine gemeinsame Richtung, die die kollektive Idee in den Mittelpunkt stellt.
  • Die 3D Welten Methode berücksichtigt die Sichtweisen aller Teilgebenden sowie externer Perspektiven und fördert die Entscheidungsfindung auf Basis von Konsent.
  • Handlungsfelder, Stäken und Schwächen werden durch Höhenprofile visualisiert, sodass während des Workshops Maßnahmen abgleitet werden können, die die Crew auf die kommenden Herausforderungen vorbereitet.

Die 3D Welten Methode auf hoher See: Umsetzung in einem Workshop

Wie kann jetzt aber der konkrete Einsatz der 3D Welten Methode in einem Crew-Workshop aussehen? Das schauen wir uns anhand des Beispiels mit dem Workshop der Crew des Big & Growing Festivals in Hamburg an:

In einem eintägigen Workshop durften wir mit der sehr engagierten Crew gleich mehrere Zielhäfen definieren und ansegeln. Der erste Teil des Workshops legte mit Hilfe von Purpose Cards den Grundstein. Hier wurden die individuellen Antreiber und die gemeinsamen Werte für die Zusammenarbeit definiert – der Fokus lag damit auf der internen Crew. Die 3D Welten Methode kam im zweiten Teil zum Einsatz, um auch externe Perspektiven in die Beantwortung der Leitfrage mit einzubeziehen:

Durch welche Mehrwerte zeichnet sich Big & Growing Hamburg 2026 aus?

Wichtig ist dabei: Mit der Formulierung der Leitfrage steht und fällt der Erfolg der Methode – sie muss klar, sauber und konkret formuliert sein. Anhand der 4 Phasen der 3D Welten Methode wurde die kollektive Perspektive auf die zukünftigen Mehrwerte sowie deren Gewichtigkeit erarbeitet, um im Nachgang erste Maßnahmen zum Erreichen des Zielhafens zu definieren.

Manöver 1: Inhalte sammeln

Im ersten Schritt durften alle Teilgebenden ihre eigenen Ideen zur Leitfrage sammeln und damit die Basis für ein kollektives Verständnis legen. Konkret sammelte hier jede*r Teilgeber*in 6 Ideen auf den Plättchen. Diese Ideen wurden in Tandems vorgestellt und zu 6 gemeinsamen Ideen zusammengefasst.

Manöver 2: Inseln bilden

In der nächsten Phase durften aus den individuellen Sichtweisen Inseln entstehen. Diese Inseln stehen für geclusterte Inhalte, deren Abhängigkeit voneinander durch Brücken dargestellt werden kann. Inhalte, die zueinander gehören, bilden eine Insel – neue Inhalte bilden eine neue Insel. In 3 Runden wurden alle Plättchen platziert und gemeinsam geclustert. Im Anschluss durfte die Crew Namen für jede Insel finden und durch die Brücken die Verbindung sowie durch den Abstand Distanz oder Nähe der jeweiligen Inseln darstellen.

MANÖVER 3: INSELN WACHSEN LASSEN​

Jetzt ging es darum, Prioritäten zu setzen, die durch Höhenelemente visualisiert werden. Die Crew durfte jetzt ihre Perspektive wechseln. Statt auf sich selbst zu schauen, änderte sich die Perspektive auf eine andere Eventcrew, die ein eigenes Festival plant und lernen möchte. Zuerst durfte jede*r Teilgeber*in individuell 2 Höhenplatten unter den Plättchen platzieren, die aus ihrer Sicht für die externe Eventcrew am wichtigsten erscheinen. Dieser Perspektivwechsel ist ein Klassiker in der systemischen Theorie und hilft dabei, über den eigenen Tellerrand zu blicken. Im Anschluss wurden die Ergebnisse diskutiert: Wie ist die Lage, wenn der Meeresspiegel steigt, wenn also turbulente Zeiten entstehen oder Personalmangel herrscht? Welche Plättchen gehen zuerst unter und welche bleiben am längsten über der Oberfläche? Die Höhenprofile konnten im Anschluss noch einmal angepasst werden – natürlich immer im Sinne des Konsent

Manöver 4: Inseln besiedeln

Die letzte Phase der 3D Welten Methode verdeutlicht die Wechselwirkung verschiedener externer Perspektiven. Dazu durften die Teilgeber*innen verschiedenfarbige Häuser auf der Inselwelt platzieren: Welche Elemente sind etwa für Kund*innen besonders wichtig und welche für das operative Umsetzungsteam? Um die anschließenden Maßnahmen vorzubereiten, durfte zusätzlich jede*r Teilgeber*in markieren, für welches Thema das eigene Herz schlägt und mit welchem Thema die Crew ihrer Meinung nach beginnen sollte.

Klaar zum Ankern: Maßnahmen ableiten

Abschließend durfte die Crew Verantwortungen verteilen, um ihr gemeinsam erarbeitetes Zielbild auch wirklich zum Leben zu erwecken und daraus Maßnahmen abzuleiten: Was muss passieren, damit der festgelegte Mehrwert spürbar wird? Konkret: Welche Schritte folgen als nächstes? Wann gibt es erste Ergebnisse? Welche Unterstützung ist nötig? Am Ende des Workshops standen demnach konkrete Handlungsschritte mit verantwortlichen Crewmitglieder*innen – ein greifbares Ergebnis. Die Crew kann sofort loslegen und an die Ergebnisse anknüpfen!

Die 3D Welten Methode hat dabei nicht nur für ein gemeinsames Verständnis gesorgt, sondern auch einen gemeinsamen Zielhafen visualisiert und Klarheit für die Folgemanöver geschaffen. Aus Sicht der Facilitatorin hat sich dabei vor allem gezeigt: Die Perspektive ist extrem wichtig. Behält die Crew eine Ich-Perspektive und fordert eigene Interessen ein, statt die externe Perspektive, etwa von Kund*innen, einzunehmen und das übergeordnete Ziel, die Leitfrage, im Blick zu behalten, entstehen Konflikte. Schnell sorgt diese Ich-zentrierte Perspektive dann dafür, dass Bedürfnisse der Kund*innen ignoriert und durch die eigenen Bedürfnisse ersetzt werden. Um die externe Perspektive zu visualisieren, helfen die Figuren, die zum Schluss die Inseln besiedeln.

Anfuehrungszeichen blau

Der Einsatz der 3D Welten Methode ist immer dann sinnvoll, wenn verschiedene Sichtweisen im Raum stehen, die strukturiert werden dürfen. Wichtig ist dabei, dass schon zu Beginn ein Zielhafen festgelegt wird, entweder durch vorangehende Workshops oder eine gemeinsame Einigung. Richtig eingesetzt machen die 3D Welten komplexe Sachverhalte greifbar, während die Methode für die Teilgebenden leicht zugänglich und durch ihre metaphorische Darstellung besonders eingängig ist.

Die 3D Welten Methode auf hoher See: Umsetzung in einem Workshop

  • Kommunikation: Die 3D Welten Methode stellt Kommunikation in den Mittelpunkt des Workshops. Die individuellen Sichtweisen aller Teilgebenden wird berücksichtigt.
  • Orientierung: Die spielerische Visualisierung komplexer Zusammenhänge sorgt dafür, dass Crews sich auf die wichtigen Elemente fokussieren können und ihre Orientierung auf dem Weg zum gemeinsamen Zielhafen finden.
  • Identifikation: Alle Entscheidungen im Workshop werden in gemeinsamem Konsent getroffen. Kann oder möchte jemand mit einer Entscheidung nicht mitgehen, wird geklärt, was er oder sie benötigt, um mitzugehen. Diese Arbeitsweise sorgt für eine hohe Identifikation aller Crewmitglieder*innen mit dem Ergebnis.
  • Verständnis: Die Methode ermöglicht einen umfassenden Blick auf die Leitfrage und den gemeinsamen Weg zum Zielhafen. Visualisiert wird dabei ein kollektives Verständnis, das die Ideen aller Teilgebenden umfasst.
  • Klarheit: Der spielerische Ansatz der 3D Welten in Kombination mit den visuellen Elementen in Form von Inseln und Höhenprofilen sorgt auf leicht zugängliche und verständliche Weise für Klarheit und Transparenz. Und das auch für Personen, die nicht initial involviert waren. Die Ergebnisse sind niedrigschwellig.

Neue Perspektiven, klare Sicht und zahlreiche Anknüpfungspunkte – das Potenzial der 3D Welten Methode

Die 3D Welten Methode von Janek Panneitz ermöglicht Crews auf eine spielerische und sehr zugängliche Art und Weise, komplexe Zusammenhänge zu visualisieren und zu verstehen. Durch die dreidimensionale Landkarte entsteht eine besonders greifbare Visualisierung, aus der sich sowohl Priorisierung erkennen als auch klare Handlungsschritte ableiten lassen. Die Methode ermöglicht den Blick auf externe sowie interne Perspektiven oder Spannungsfelder und schafft so eine klare Sicht auf den gemeinsamen Zielhafen.

Zusätzlich zeigt sich aus Sicht der Facilitatorin: 3D Welten eröffnen zahlreiche Anknüpfungspunkte. Die Methode lässt sich beispielsweise gut mit Lego® Serious Play® verknüpfen: Während bei LSP das Zielbild erst erarbeitet wird, gibt es bei den 3D Welten bereits einen definierten Zielhafen, zu dem der gemeinsame Weg erarbeitet werden darf. Gleichzeitig hat sich aber auch gezeigt: Die Methode ist nichts für Anfänger*innen. Ihr Erfolg steht und fällt mit der Leitfrage und der Qualität der Facilitation. Gruppendynamische Aspekte und aufkommende Diskussionen dürfen sicher gehalten und geführt werden. Zu schnell verlieren Crews sich sonst in individuellen Perspektiven, sodass Konflikte entstehen. Richtig durchgeführt zeigt sich die Besonderheit jedoch schnell: Mit Hilfe einer extrem zugänglichen Methode tauchen Teilgebende tief und die unentdeckte Komplexität der Situation wird sichtbar. Sie gehen aus dem Workshop heraus und wissen genau, was im nächsten Schritt zu tun ist.

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